
Casper packt seine Matratzen ein und zieht sich aus Europa zurück
Nun ist es auch um die erste wahre Lifestyle Online Matratze geschehen. Casper zieht sich komplett aus Europa zurück und fokussiert sich auf seinen Heimatmarkt in Nordamerika.
Das Unternehmen hat für viele Nachahmer gesorgt. Eine Matratze für alle, die in einem kompakten Karton versandkostenfrei bis an die Haustür geliefert wird, die man 100 Nächte Probeschlafen darf und bei Nichtgefallen kostenlos wieder abgeholt wird.
Seit Casper sind nicht nur in den USA sondern vor Allem auch in Deutschland viele Matratzen-Startups mit denselben Versprechen gestartet. Direkter Verkauf an den Kunden durch die hauseigene Website, ohne Mittelmänner und Vetrieb, billiger als die traditionellen Matratzen, keine Rückenschmerzen und 10 Jahre Garantie!
Die hohen Kosten der Werbeschlacht um die Gunst des Kunden zwang bis heute schon ein Dutzend an Startups in die Knie. Entweder wurde man von der traditionellen Schlafindustrie gekauft und ins eigene Sortiment überführt oder musste komplett aufgeben, da Investoren oder Käufer fehlten. Die Anbieter aus dem Ausland haben sich meistens zurückgezogen.
Die Macht der Stiftung Warentest
Vor 2 Jahren musste sich Eve bereits in Deutschland geschlagen geben. Die Stiftung Warentest hatte der Matratze 2016 das Testurteil mangelhaft aufgedrückt, da die Matratze nach Chemikalien roch und krebserregende Stoffe aufwies. Trotz sofortigem Wechsel der Produktion, war Eve durch das Urteil gebrandmarkt und sah sich gezwungen den deutschen Markt aufzugeben und nach Großbritannien zurückzukehren. Dabei konnte sich die Eve zumindest optisch von der Konkurrenz abheben.
Obwohl Casper für seine Original Matratze die Testnote 2,3 und die Essential mit 2,2 jeweils mit „Gut“ abschnitten, konnte es sein Geschäft hierzulande nicht aufrechterhalten.
Der Testsieger Bett1 hatte sich mit seiner Bodyguard Matratze bereits den Ruf der besten jemals getesteten Matratze aufgebaut, war günstiger und ist bis heute sogar auf den öffentlichen Sendern vor der Tagesschau zu sehen.
Hohe Kosten, niedriger Absatz
Matratzen leben von der hohen Marge, denn wir kaufen nur alle 7-15 Jahre eine neue Matratze. Ich persönlich habe 5 Jahre lang auf einer gebrauchten Federkern von IKEA geschlafen und seit 3 Jahren schlafe ich auf der Essential Federkern von Hilding Sweden und sehe da keinen Bedarf mich in den nächsten 10 Jahren für eine andere Matratze entscheiden zu müssen.
Die Produktion einer Matratze kostet nur um die 100€. Doch vor Allem das Marketing ist teuer. Für Casper wurde dieser Lifestyle zu teuer. Lifestyle den sich nur wenige Deutsche leisten können und wollen. Dann doch lieber die Matratze, die von der Stiftung Warentest wirklich zur besten gekürt wurde. Die sollte dann hoffentlich auch lange genug halten.
Wie geht es weiter?
Ich finde es schade, dass Casper es nicht geschafft hat, seine Kosten gering zu halten, um auch weiterhin in Europa aktiv zu sein. Casper hatte den richtigen Riecher und war zum richtigen Zeitpunkt mit dem Fitness & Health Trend gestartet. Das Unternehmen hat mit seinem Branding den verschlafenen Matratzenmarkt wachgerüttelt und das Thema Schlaf für eine ganze Generation schmackhaft gemacht.
Andererseits bin ich froh, dass die Matratze sich nicht verkauft hat. Matratzen sollten nich von teurem Lifestyle leben. Matratzen sollten lange halten und uns einen ruhigen Schlaf bescheren. Diese Eigenschaften gibt es oft deutlich günstiger.
Casper wird für alle Kunden nach wie vor unter der Email hilfe@casper.com erreichbar sein.
Auf Wiedersehen Casper.
© Bild: Casper Sleep GmbH