
Matratzen kosten in der Herstellung im Schnitt zwischen 50 und 250 Euro. Heutzutage sind die Versand -und Rückversandkosten inklusive und bereits im Preis mit einkalkuliert. Vernachlässigt man die mittlerweile hohen Marketingausgaben bei Matratzen, die über 1000€ kosten, dann lohnt sich das Geschäft.
Aufgrund der hohen Margen hat sich natürlich ein großer Wettbewerb etabliert und seit Casper den Matratzenkauf 2013 auch online attraktiv gestaltet hat, schießen die Matratzen-Startups wie Pilze aus den Boden.
Für die Vermarktung der Produkte bedienen sich die Unternehmen auch am Empfehlungsmarketing durch Affiliates. Das sind Einzelpersonen oder Unternehmen, die über ihren platzierten Link oder Gutscheindcode am Verkauf eines Produktes mitverdienen.
Durch die eigene Recherche wurde ich nicht nur von sinnlosen Infoseiten erschlagen, die sich sich als Test -und Vergleichsportale verkaufen, sondern habe natürlich wieder feststellen müssen, dass es hier nur darum geht, den Verbraucher zum Kaufen zu bewegen.
Je mehr Geld in einem Bereich zu holen ist, desto mehr Unternehmen und Informationen gibt es dazu. Je mehr Informationen eine Website liefert, desto höher stuft Google sie im Ranking ein. Und je höher die Position, desto mehr Besucher bekommst du auf deine Seite, die dann im Idealfall die platzierten Kauflinks anklicken und die Produkte kaufen. Ist man erfolgreich verdient man an jedem Kauf im Schnitt 8% an der Verkaufsnumme mit.
Kostet eine Matratze 500€, hat man damit 40€ verdient. Das schlägt sich auch in dem Preis nieder. Als Marketingkosten, die Du am Ende als Kunde in einer stark umkämpften Wirtschaft trägst.
Das gilt vor Allem für die Matratze, die mittlerweile so totentwickelt wurde, dass man einen ganzen Bachelor-Studiengang damit füllen könnte. Hunderte neue Innovationen, wohlklingende Fachbegriffe, die im Kern genau dasselbe sind, aber jetzt anders heißen.
Denn man muss uns regelrecht dazu zwingen, die Matratze zu wechseln. Im Schnitt geben wir in Deutschland 300€ aller 11 Jahre für eine neue Schlafunterlage aus. Oft braucht es nicht mehr. Deßhalb der Preisaufschlag und der erbitterte Kampf um jeden einzelnen Kunden. Auch bei den Affiliates.
Die Suche
Suchbegriffe
Als ich nach einer neuen Matratze recherchiert habe, habe ich nach „Matratzen Vergleich“ und „Matratzen Test“ auf Google gesucht.
Ergebnisse
Die Ergebnisse waren alle erschreckend gleich. Aufwendige Vergleichstabellen, ewig lange Texte ohne Inhalt, oft dieselben gelisteten Hersteller, keine hilfreiche Beratung. Und dennoch erzielen einzelne Seiten über 100.000 Seitenaufrufe im Monat, weil Google diese Inhalte als relevant einstuft.
Auch Seiten wie Focus (Nachrichten), Chip (Technik), Brigitte (Mode & Beauty) mischen ganz vorne mit, um bei schwindenden Google-Ads-Einnahmen (Danke AdBlock) ihre Umsätze zu halten.
Inhalte
Entweder kupfern alle von der Stiftung Warentest ab, die tatsächlich noch testet, oder man bedient sich an den Kundenrezensionen und fasst daraus ein Testergebnis für die angelegte Test -oder Vergleichsseite zusammen. Zum Schluss gibt es noch diejenigen, die keine der erwähnten Matratzen jemals in der Hand hatten und sich aus allen Ressourcen ihre Informationen zusammenklauen, bis der Text für Google relevant wird. Da kann der Text auch nur übersetzt sein, oder man bezahlt Menschen dafür sehr merkwürdige Texte auf Deutsch zu verfassen. Solange die Rechtschreibung passt, hat Google anscheinend kein Problem.
Täuschung
Bei all den identischen Domain-Namen und Informationen erhärtet sich der Verdacht der Verbrauchertäuschung. Warum diese Seiten in dieser Masse existieren, ist klar. Aber wer erstellt diese Seiten?

Ein Blick ins Impressum lohnt
Seitdem wir alle die Möglichkeit bekommen haben, solche Webseiten zu erstellen und damit sogar Geld zu verdienen, lohnt sich der Blick ins Impressum, wenn man sich näher mit den Informationen der Seite befassen möchte.
Der Serial Entrepreneur
Allein 4 Seiten (matratzen-tests.com, matratzen-tests.org, matratzen-tests24.org, matratzen.info) unter den ersten 20 Suchergebnissen gehören zum selben Scheinunternehmen. Online Marketing & Consulting Superstars S.R.L., gemeldet in einem Einkaufszentrum in Bukarest, Rumänien. Verantwortlich für den Inhalt ist ein sogenannter Igor Cevic. Eine erweiterte Google-Suche ergibt keine Treffer.
Steuern sparen
Weitere 2 Seiten sind in den USA gemeldet.
Die Seite matratzentester.com gehört dem Unternehmen Renaissance Ventures, LLC von Peter Maier, gemeldet in Sheridan, Wyoming in einem Gebäude, das ein Unternehmen beherbergt, wofür der Verbraucherschutz bereits eine Warnung ausgesprochen hat. Die Seite zur E-Mail renaissance-ventures.com ist nicht online.
Die Seite matratzencheck24.de firmiert unter der Matratzencheck24, LLC, gemeldet in Wilmington, Delaware. Der Stellvertreter wird nicht genannt.
Tipps aus Hong Kong
Die Seite matratzengurus.com der ADTCS Trading Company hat nur ein Bild vom Impressum und wäre in Deutschland damit abmahnfähig. Das Unternehmen sitzt jedoch glücklicherweise in Hong Kong. Leider macht sich das auch im Text bemerkbar.
Gib mir einen neuen Namen
Interessant sind auch einige Beispiele, die tatsächlich in Deutschland gemeldet sind. Die Seite schlafexperte.net gibt vor, dass der Betreiber Jonas heißt. Jonas heißt im Impressum jedoch Nico Helbig. Hinter Ben von boxspring-kiki.de versteckt sich Philipp Waczek und kommt aus Österreich.
Ausweg
Am Ende habe ich nicht durch solche dubiose Seiten die richtige Matratze gefunden, sondern mir durch eine kurze Recherche, die Grundlagen dazu angeeignet und direkt in den Shops unter den Produkten zugehört, wo Tausende Menschen ihre Erfahrungen teilen.
Trotz kritischer Stimmen gegen Online-Bewertungen, sind unsere Stimmen, neben den Fachmagazinen und vor Allem der Stiftung Warentest die Ressourcen, denen wir mehr Vertrauen entgegenbringen sollten. Und wenn wir einer vermeintlichen Experten-Meinung vertrauen, sollten wir darauf achten, wer diese Meinung genau vertritt und ob sie auch tatsächlich von der Person kommt, die sie vorgibt zu sein.